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Im Internet fand ich 1996. Jon Okerstroms Fotomontage zum Surfen in den Schneewehen:
"Surfin’ the snow drifts Iowa Style"
Eine Snowfer Website gab es damals noch nicht. Aber ein Video übers Snowfern konnte ich telefonisch bestellen.

Als ich die Aufnahmen eleganter Manöver sah, die stabil auf vier Kufen durchglitten wurden begriff ich schnell, daß eine neue Fahrtechnik sowohl auf Eis als auch auf Schnee nicht länger nur noch Vision sind. Mich faszinierten die Bilder nicht nur wegen des unglaublichen Speed des Snowfers. Das neue Konzept des Snowfers machte mir schnell deutlich, welch universelle Einsatzmöglichkeit das Board hat.

Von allen Boardtypen die ich damals im Internet fand, unterschied sich der Snowfer darin, daß er niemals im Schnee stecken bleiben kann. Dies war für mich das entscheidende Argument für den Snowfer. Kein anderes Board eignet sich auch nur annähernd so gut für Tiefschnee und wechselnde Schnee- und Eisverhältnisse. Vorbelastet war ich, da ich 1988 über die Berge Thüringens gesurft war. Viele Anforderungen, die ein Board zum Windsurfen auf Schnee erfüllen muß sind mir von damals geläufig. Die kompakte Form des Snowfer macht deutlich, wie gut er sich für unterschiedliche Schnee- und Eissituationen eignet.

Diskussion:

Ich zeigte das Video Freunden, die ich von den Regatten im Sommer kannte. (Das Video kann kostenfrei ---mit Ausnahme der Portokosten--- bestellt werden).

Skepsis fand sich bei all jenen, die es gewohnt waren im Winter auf 3 Kufen über das Eis zu surfen. Surffreunde die sich noch nicht mit Eissurfboards auseinandergesetzt hatten zeigten sich weniger skeptisch.

Alle waren sich darin einig, daß sie dieses Board gern testen würden. Ungewiß war die Perspektive für die nächsten Winter da in den vorhergehenden Wintern nur selten Eis war. Wie oft werden wir in den nächsten Wintern Eis haben war das große Argument gegen den sofortigen Kauf eines Snowfer. So zögerten anfangs viele ein Board zu bestellen. Fragen zur Stabilität der Kufen standen für Technikexperten im Vordergrund. Hier muß ich ergänzen, daß viele meiner Freunde weder Zeit noch Kosten beim Bau ihrer Iceboards gescheut hatten. Jedes dieser Boards hatte einen Schöpfungsprozeß durchlaufen, der es zu einem Knowhowträger macht. Keiner der Technikfreaks wollte seinem Eisschlitten ein weniger einzigartiges Board, das noch dazu den Makel hat käuflich erweblich zu sein als Konkurrent gegenüberstellen. So blieb mir die Entscheidung für den ersten Snowfer allein. Unvoreingenommen war ich, da ich die Abwägung zwischen Schnee- und Eistauglichkeit eines Wintersurfers mit deutlich anderen Prämissen bedachte als meine bis dahin vom Schneesurfen unbeleckten Freunde. Ich bestellte einen Snowfer KC 3 X Pro Race inklusive aller Zusatzkufen.

Das war im September 1996. Der harte Winter 1995/96 lag nur wenige Monate zurück. Der darauffolgende Winter 1996/97 bescherte Eis von Ende Dezember bis Anfang März.

Diese drei Monate brachten mich zu Geschwindigkeitstrips von unglaublicher Faszination. Ein wenig erinnert mich dieses Gefühl daran, als ich 16jährig im Motocross die unglaublich schöne Momente mit Geschwindigkeisrausch erlebte. Mit dem Snowfer gab es im Unterschied zum Motorrad die totale Verbundenheit mit der Natur. Weder ein aufwendiges Fahrwerk noch ein Motor sind auf Eis nötig. Kein Geknatter zerreißt die Stille der Natur, niemals mußte ich einen gefährlichen Sturz fürchten und außerdem verpestet kein Abgas die Umgebung.

 

Der erste Tag auf dem Snowfer:

Zuerst einmal mußte ich mit der neuen Fahrtechnik vertraut werden. Von dem Geschwindigkeitspotential, daß der Snowfer bietet, wußte ich schon von den Bildern. Aber was sind schon Bilder...

Tief eingeprägt hat sich mir die unglaubliche Angst, mit der ich in den ersten Minuten immer wieder das Segel öffnete. Ich hatte nicht den Mut auch nur eine Minute das Segel dicht zu halten. Die Beschleunigung war in den ersten Sekunden nach dem Start noch erfreulich. Je länger ich jedoch "Gas" gab (dicht hielt), desto unheimlicher wurde mir.

Das kratzende Geräusch, daß von den Kufen ausging beunruhigte mich. Trotzdem nur wenig Wind war mußte ich das Segel öffnen um nicht zu Geschwindigkeiten vorzudringen, die zwangsläufig unkontrollierbar werden müssten (so erschien es in dieser Situation).

Fragen stellten sich:

  • Wie kann ich jetzt anhalten?
  • Hält der Trapeztampen wenn ich noch schneller fahre? (Der ist doch niemals für solche Kräfte ausgelegt.)
  • Müßten nicht schon beim Überfahren des ersten Risses im Eis, die Kufen vom Board reißen?
  • Was passiert, wenn ich am Ende des Sees nicht zum stehen komme oder zu schnell für ein Manöver bin?

Das Geräusch der Kufen, verstärkte sich mit zunehmender Geschwindigkeit zu einem feinen Rattern. Der Druck im Segel wurde so enorm, daß ich nicht im Traum daran dachte die Fußrücken anzuheben, um das Board anzukippen. All meine Aufmerksamkeit war davon in Anspruch genommen, das Segel zu halten.

Die Schräglage des Boards

Nach einer halben Stunde Probierens machte ich eine Pause und schöpfte Mut. Danach begann ich schon zu Beginn der Fahrt die Füße anzuheben. Siehe da, ich konnte mit dem nur 1-5° gekanteten Board fahren. Wenn auch nur sehr langsam, so doch kontinuierlich. Dabei überschritt ich anfangs die 15 km/h Grenze noch nicht. Schnell stellte ich fest, das das Ankippen des Boards bei niedriger Geschwindigkeit viel weniger Kraft erfordert, als erst bei Tempo 40.

Hin und wieder setzte ich das Board ab um es kurze Zeit später wieder anzukanten. Es ging also. Dieses ungewohnte gekantet fahren. Jetzt lief das Snowferboard ruhiger als vorher. Ich faßte Mut und kam zu Surftrips, die schneller waren, als alles was ich je zuvor erlebt hatte.

Dabei stand ich stabil auf dem Brett ohne das die Fußschlaufen gegen meine Füße zogen. Fußballen und Ferse drückten nur noch auf das Board. Das Anheben der Fußrücken ist nur für den Bruchteil einer Sekunde nötig. Danach stellt sich eine stabile Standsituation mit Fußdruck nach unten ein.

Ich genoß den Wind, der an meinem Trapez ruckelte. Hin und wieder mußte ich ein wenig am Gabelbaum ziehen oder drücken um das Segel zu führen und Böen zu parieren. Schell begriff ich das Snowfern als Freizeitsport mit einem Maximum an Sicherheit und unbegrenzten Möglichkeiten im harten Wettkampfbetrieb.

 

Die ersten Wochen

Nach und nach stellten sich neugierig meine Freunde und Regattamitstreiter aus den zurückliegenden Sommern ein. Bestaunt wurde der Snowfer nur bei absoluter Windstille. Sobald Wind bließ mußten alle wenigstens ein mal Probe fahren.

Als wir am zweiten Wochenende der Eissaison 1996/97 im Pulk zusammen über das Eis flitzten glaubten sie kaum ihren Augen. Anzusehen, wie ich ihnen nach anfänglichem Rückstand davon zog, kratzte doch ein wenig an der Substanz der Kritiker des Snowfer. Damals mußte ich noch viel lernen. Während ich als Anfänger nur auf langen Schlägen schneller war, verlor ich an Wendemarken an Vorsprung. Das ging so drei vier Wochenenden. Danach hatte ich die Technik raus und fuhr allen davon. Jetzt war mit allen Vorbehalten aufgeräumt. Was das Geschwindigkeitspotential des Snowfer angeht, möchte ich hier noch ergänzen, daß mir Stimmen aus Schweden bekannt sind, die behaupten der Snowfer wäre nicht das schnellste Eisboard. Ich kann dies nicht bestätigen. Allerdings treffe ich immer wieder auf starke Konkurrenz. Da das Board allein nicht wettkampfentscheidend ist, fahre ich je nach Kondition hin und wieder auch mal hinter den Gurus der Szene hinterher. Wettkampf ist hart...

Hast du etwas erlebt, daß du unbedingt veröffentlichen möchtest? Gern greifen wir Impressionen übers Snowfern auf und veröffentlichen diese natürlich auch mit Bildern von dir. mailto:udo at nospam surffun.de

 

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