Surfen
über Felder
Dicken
und Konsistenzen
Betreff: Interesse an einem Snowferboard
Datum:
Wed, 22 Aug 2001 12:54:17 +0200
Von: Christian Wagner christian.wagner@fh-htwchur.ch
Firma: HTW Chur
An: contact at nospam surffun.de
Sehr geehrter
Herr Fritze
Als Windsurfer
und Skifahrer habe ich mit grossem Interesse die verfügbaren Internetseiten
über den Snowfer gelesen. Ich wohne in der Schweiz und hierzulande
ist meines Wissens der Snowfer praktisch inexistent, ich habe weder
je einen gesehen noch davon gehört.
Gerne hätte
ich vor einer Bestellung detailliertere Auskünfte: Eis ist für mich
praktisch unerreichbar, es schneit alles zu. Hingegen sind grosse
ebene Schneeflächen mit Wind zu finden. Frage: Wie brauchbar (auch
für Manöver wie z.B. eine Wende) ist der Snowfer auf reinem Schnee
mit einer Wiese als Untergrund (10 - 20 cm Schneedicke, Pulverschnee,
Nassschnee, leicht angefrorene oberste Schicht, etc. ???
Ist es möglich,
einen Snowfer in die Schweiz zu bestellen? Das Rückgaberecht scheint
dann eher problematisch, oder? Wie verletzungsgefährlich sind die
Kufen bei einem Sturz? Segel habe ich genügend, was benötige ich
als Snowfer-Minimalausrüstung (Brett, Kufen, Helm...)?
Besten Dank
im voraus für Ihre Antwort
Christian Wagner
Antwort:
Hallo Christian,
Netiquette:
ist per Du ok?
Schön
von deinem Interesse zu hören. Im Moment gebe ich Bestellungen
direkt an Snowfer Inc. nach Toronto weiter. Dies ist die günstigste
Verfahrensweise. Es wird direkt von Toronto geliefert! In der Schweiz
sind mir keine Händler bekannt. Die Rückgabe nach Toronto
ist kein Problem. Bis auf die Überführungskosten: (Also
wird eine Rückgabe in der Realität recht teuer). Ich kann
anbieten, den neuen/gebrauchten Snowfer weiterzuverkaufen. Das rechnet
sich gegenüber einer Rücksendung. Es gestattet aber keine
Terminzusagen.
Nötige
Schneedicke:
Eine
Wiese mit nur 20 cm Neuschnee ist noch kritisch. Diese 20 cm Neuschnee
verdichten sich meist infolge Witterung binnen einer Woche auf 10
cm. Erst nach Einer Woche ist eine "reale" Schneedicke messbar.
Wenn sich zu 10 cm Schneedecke "fester Konsistenz" weitere 10 cm
loser Schnee addieren, kannst du getrost in Schnee stechen.
Solltest du
auf Steine treffen sind Schäden in der P-Tex Unterseite vorprogrammiert.
Solange du scharfkantige Steine berührst, ist das ein Problem.
Runde Steine stören nicht. Die mechanische Festigkeit der Gleitfläche
ist nicht kritisch aber auch nicht unendlich hoch.
Manövrierfähigkeit:
Brauchbar für enge Turns ist der Snowfer für Manöver
erst ab einer gewissen Mindestgeschwindigkeit. Wenn du stehst geht
nix! Mit zunehmender Geschwindigkeit erhöht sich die Drehfreudigkeit
des Boards. In Pulverschnee fährst/manövrierst du gut
oder schlecht:
a) Wenn du schnell bist manövrierst du wie im Wasser. (Beide
Medien ähneln sich stark was die Strömungsverhältnisse
angeht.)
b) Wenn du sehr langsam fährst (beim Anfahren) strömt
noch nix. Du fährst auf der darunterliegenden Schicht festeren
Schnees und drehst kaum.
Nasser Schnee
ist langsam! Du hast eine "benetzte Fläche". Kannst trotzdem
halsen. Wenden ist nahezu unmöglich. Denke einfach an Sulzschnee
auf der Skipiste. Dieser von der Sonne angetaute Schnee bremst mächtig,
wenn du zuvor auf kälterem Schneegrund gefahren bist. Am Ende
jeden Winters wirst du mit dem Snowfer auf sulzschneeähnliche
Situationen treffen.
Drehfreudigkeit:
Auf unberührtem und nassem Schnee spurt das Board in seine
eigene Spur ein. Du rastest ein (und bei Wendeversuchen auch gerne
aus). Die eigene Spur macht es nötig das Board beim Wenden
in weichem Schnee von Hand umzusetzen.
In dieser Situation
könnte man ein Snowferboard gebrauchen, das mindestens doppelt
so breit ist und etwa ein Länge Breite Verhältnis von
2,5:1 (z.B. 2,15m x 0,86m) besitzt. Die Langen Snowferboards (KC3
und KC4) haben die Abmessungen: Länge 2,15m und Breite 0,43m.
Mit einem doppelt so breiten Board hätte man mehr Fläche
und ein drehfreudigeres Board...
Harschschnee
ist der schnellste Schnee. Da du sehr schnell wirst, bist du in
der Lage vielfältige Manöver zu machen. Du kannst Wenden
etc.
Die Drehfreudigkeit
des Snowfer wird ausserdem massgeblich vom Körpergewicht beeinflusst.
Leichte Fahrer spuren nicht ein und fliegen über den Schnee.
Ein 100 kg Fahrer verhält sich wie eine Eisenbahn.
Verletzungsgefahr:
Der Schliff der Kufen ist unkritisch weil, man ohne Eis keine gehärteten
und damit seitlich aus dem Board hervorstehenden Kufen verwendet.
Die Kufen stehen nach unten nur wenig hervor. 3 mm vorn und 6 mm
hinten Das ist so wenig, dass ich meine praktisch sind sie "so gut
wie" in die Gleitfläche integriert. Sie bieten keine nennenswerte
Angriffsfläche. Ähnlich den Stahlkanten von Skiern können
sich die Kufen an Steinen verletzen. Es entstehen Scharten daran.
Es besteht Verletzungsgefahr für die Kufen. Aber darauf lief
deine Frage nicht hinaus...
Menschen können
die Schneekufen nicht verletzen. (Höchstens beim Anschleifen
vergleichbar der Gefahr, die beim Anschleifen eines Messers besteht.)
Mir sind weder Schnitte in Kleidungsstücken zu Ohren gekommen
noch habe ich Kenntnis von Fällen, bei denen irgend jemand
zu Schaden gekommen ist. Die "praktisch von den Kufen ausgehende
Gefahr" kannst du vernachlässigen. Theoretisch kannst du dir
sonst was ausmalen. Nützt aber nix, weil es nicht relevant
ist. Die wippfähigen Eiskufen am Heck stehen etwas weiter hervor.
Mit ihren 12 mm Spurtiefe sie sind ein wenig mehr zu respektieren.
Sind aber im Prinzip auch keine Gefahr. Hier gibt es keinen Absatz
von 12 mm, da die 6 mm weit hervorstehenden Innenkufen unmittelbar
innerhalb der Aussenkufen montiert sind. (Wie bei einer zweistufigen
Treppe halbiert sich die absolute Absatzhöhe.)
Vorsichtsmassnahmen:
Wichtig ist vernünftiges Fahren etwa um Kollisionen bei Wettkämpfen
zu vermeiden. Hier gilt Umsicht im dichten Starterfeld sowie: Vorsicht,
wie bei jeder Art von Verkehr! Den Regeln des gesunden Menschenverstandes
folgen... Nicht zu unterschätzen ist die Kollisionsgefahr bei
Wettkämpfen. Hier könnten Kufen gefährlich sein.
Im allgemeinen finden Wettkämpfe auf Eisflächen statt.
Hier ist der Snowfer aufgrund seiner Kompaktheit deutlich sicherer
als dreikufige Eissurfboards. Snowferfahrer können daher riskantere
Manöver fahren. Das Stürzen mit dem Snowfer ist weit harmloser
als mit anderen Eissurfboards.
Deshalb fahren
Snowferfahrer riskanter. Der Vorteil hebt sich auf. Das Gefühl
sicher zu surfen bleibt...
Die Ausrüstung:
Brett, Kufen und Helm dürften als Ausrüstung auf normalem
Schnee reichen! Besonders hartem Schnee sowie auf Eis brauchst du
ausserdem Knie und Ellbowpads. Ich empfehle ausserdem einen Rucksack
mit einer Styroporplatte darin oder auf dünnem Eis eine Schwimmweste!
Jeder wird seinem Fahrstil entsprechend dick auftragen müssen,
was die Sicherheitskleidung angeht. Ich kenne Eissurfer auf dreikufigen
Boards die noch nie über Kniepads nachgedacht haben. Diese
Boards sind zum Teil so kritisch zu Fahren, dass man sich Stürze
einfach nicht leisten kann.
Da Snowfern
magisch dazu auffordert an die Grenzen zu gehen, wirst du dich mit
Sicherheit auch über Grenzen hinauswagen. Zum Kennenlernen
eventueller Grenzen eignet sich die volle Schutzkleidung. Wenn du
weißt was geht, wirst du deinen Sicherheitsaufwand selbst
dosieren und deine Grenzen selbst finden.
Grüsse
Udo
|