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Ein Ritt über zugefrorene Seen

Stefan Rothen verwirklicht seinen Traum von einem Museum für Eissegler

Von Christine Göttert

«Eissegeln - der Ritt über die zugefrorene Fläche eines Sees», schwärmt der passionierte Eissegler Stefan Rothen, «ist ein ewiger Traum des Menschen.» Auch Rothens Traum vom Aufbau eines Eissegel-Museums in Rangsdorf wird sich jetzt erfüllen. «Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt», so Rothen stolz.

Für den Aufbau des Museums kämpft der gebürtige Rangsdorfer seit Jahren. «Es hat eine Weile gedauert, bis der Nutzen dieses Projektes für den Tourismus bei der Gemeinde erkannt wurde», erzählt Rothen. Im März 1995 stimmte sie seinem Antrag zu, wählte die direkt am See gelegene Wirtschaftsbaracke des ehemaligen Seebad-Casinos als Museumsstandort.

Dann, am 6. Januar 1996, passierte es: Das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern nieder - der Traum vom Museum lag vorerst in Schutt und Asche.

Doch Rothen gab nicht auf und wurde von der Gemeinde zum Projektleiter ernannt. Im Dezember 1998 erwarb Investor Lutz Glendenberg das Grundstück, auf dem noch die Überreste des alten Seebad-Casinos standen. Für rund 20 Millionen Mark baut er dort seit Anfang des Jahres ein Hotel mit 46 Zimmern, Restaurant mit Wintergarten, Sporthalle - und ein Gebäude für das Eissegel-Museum.

Der engagierte Hobbyforscher Rothen, der auch an wärmeren Tagen nicht von dem eisigen Sport lassen will, sammelt seit Jahren alles, über die Geschichte des Eissegelns. Schon im 17. Jahrhundert wurden durch Segel angetriebene Fahrzeuge als Transportmittel auf dem Eis benutzt.

Allerdings haben die klobigen Rümpfe von damals wenig Gemeinsamkeit mit den extrem leichten High-Tech-Schlitten der Gegenwart, die auf Kufen gestellt und von drehbaren Segeln angetrieben, ernorme Geschwindigkeiten erreichen.

Der schnellste Eissegler auf dem Rangsdorfer See war der legendäre «Feuervogel», der 1932 auf über 200 Stundenkilometer kam. Den Weltrekord im Flitzen über das Eis halten allerdings noch immer die Amerikaner mit 238 Kilometern in der Stunde.

Die Früchte von Rothens Sammelleidenschaft, mehr als 4000 Dokumente, ein Yachtregister und mehr als 1000 historische Fotos, füllen seine Archive. Sein neuester Fund: eine Ehren-Medaille, die dem Gründer des Eisyacht-Clubs-Rangsdorf, Bruno Uleman, im Jahre 1932 für seine Verdienste bei der Entwicklung des Wassersports verliehen wurde.

Die Gemeinde im Süden Berlins sieht Rothen als idealen Standort für sein Museum. Seit der Gründung des Eisyacht-Clubs-Rangsdorf im Jahre 1932 werden auf dem See regelmäßig Regatten gefahren und regionale Meisterschaften ausgetragen.

Was machen die zirka 150 aktiven Eissegler in Berlin und Brandenburg in einem milden Winter wie diesem? «In eissichere Gegenden fahren, nach Schweden oder ins Baltikum», meint Rothen, «oder auf eisige Temperaturen hoffen.» Ein paar Menschen gibt es also doch, die sich über den neuen Wintereinbruch freuen werden.

Wer die Arbeit von Stefan Rothen unterstützen möchte, kann auf das Konto des Fördervereins Europäisches Eissegel-Museum spenden: Kreissparkasse Teltow, Konto-Nummer 25 24 30 16 16, BLZ 160 525 00. Auch über weiteres Informationsmaterial, alte Schlitten und Segel, freut sich Rothen.

Berliner Morgenpost, vom: 31.01.1999

 

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